Diskussionsrunde Fans: DFL-Papier Teil 2

Am vergangenen Montag (19.11.) traf sich die Fanabteilung des FC Schalke 04 zusammen mit dem Schalker Fan-Club Verband und Vertretern der Fan-Organisationen Ultras Gelsenkirchen, Supporters Club, Hugos, Schalker Fan-Initiative, sowie dem Schalker Fanprojekt um gemeinsam das zweite DFL-Papier "Stadionerlebnis" durchzuarbeiten.


Hier das Statement der Teilnehmer:


Das Wichtigste vorab: Das Stadionerlebnis ist sicher!

Zwar suggerieren uns Medien, Polizei und Politik nicht nur in Zeiten des Wahlkampfes gebetsmühlenartig, dass man in Deutschen Stadien „bürgerkriegsähnliche Zustände vorfindet“, dass man beim Stadionbesuch teilweise „Todesangst“ haben müsse. Mit dem Alltag von uns Fußballfans haben diese meist populistisch motivierten und allzu oft unsachlichen Aussagen jedoch relativ wenig bis gar nichts zu tun.

Die völlig unterschiedliche Wahrnehmung und Auslegung von bestimmten Bildern, Zahlen & Statistiken macht die sachliche Auseinandersetzung für uns Fans mit dem Thema grundsätzlich so schwierig. Denn wer als Basis jeglicher Diskussion von falschen Thesen ausgeht, wird am Ende logischerweise auch immer zu falschen Schlussfolgerungen kommen.

Wir negieren an dieser Stelle nicht, dass es auch im Deutschen Fußball im Jahr 2012 Probleme gibt, dass es immer schon Probleme beim Fußball gegeben hat, dass es Probleme beim Fußball immer geben wird. Wir verurteilen die entsprechenden Vorfälle. Der Fußball ist dabei allerdings nur das Spiegelbild (s)einer Gesellschaft, nicht mehr, nicht weniger. Es gibt dabei signifikante Abweichungen zu anderen gesellschaftlichen Großereignissen, ohne auf die häufig zitierten Statistiken anlässlich des Oktoberfestes zurückgreifen zu wollen. Eine differenzierte Betrachtung ist hier wünschenswert. Diese Gesellschaft, dieser unser Rechtsstaat, verfügt darüber hinaus bereits heute über ausreichend Mittel und Instrumente um, unter Wahrung der Verhältnismäßigkeit, entsprechende Situationen sowie auch Personen zu sanktionieren.

Wir möchten festhalten, dass der Zeitdruck, unter welchem die Beschlussfassung des Konzeptes vorangetrieben wird kaum Möglichkeit für eine intensive und selbstkritische Auseinandersetzung mit der großen Bandbreite unterschiedlicher Themenkomplexe bietet.

Als lobenswert möchten wir herausstellen, dass in der neuen Version des DFL-Papiers „Stadionerlebnis“ schon diverse Rückmeldungen aus Fansicht positiv umgesetzt worden sind und einige kritische Punkte ganz gestrichen worden sind. Dennoch möchten wir auch zu dieser Diskussionsgrundlage ein paar wichtige Anmerkungen zurückspiegeln und die wichtigsten hier veröffentlichen:

-Reduzierung von Kartenkontingenten kommt für uns als Schalker Fanszene, die traditionell zu den reisefreudigsten in der Bundesrepublik zählt nicht in Frage. Darüber hinaus möchten wir auch den Sinn einer solchen Maßnahme anzweifeln. Kollektivstrafen lehnen wir ab.

-Aus unserer Sicht darf es nicht zu einer Spaltung innerhalb der Fanszene kommen, verschiedene Ausrichtungen müssen im verbindlichen und regelmäßigen Dialog geklärt werden.

-Fanvertreter müssen in Zukunft zu fanrelevanten Themen frühzeitig in die Diskussion mit einbezogen werden.

-Strafen, Weisungen und Auflagen müssen transparent sein und dürfen kein Gefühl von Willkür vermitteln.



Anbei auch eine Pressemitteilung zu diesem Thema, die am Donnerstag (22.11.) von der DFL veröffentlicht wurde:


Stellungnahme des Ligaverbandes zur Diskussion um das Thema „Sicherheit bei Fußballspielen“

Mit Blick auf die derzeitige Diskussion über die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit bei Fußballspielen ist es dem Ligaverband ein Anliegen, noch einmal (wie schon in der Pressemitteilung vom 15.11.2012 zur Vorstellung des weiterentwickelten Maßnahmen Katalogs) ausdrücklich zu betonen:

• Es wird keine statuarischen Vorgaben bezüglich „Vollkontrollen“ oder „Ganzkörperkontrollen“ geben.

• Ein Automatismus, wonach FanGruppierungen in ihrer Gesamtheit bei Fehlverhalten einzelner bestraft werden, war und ist nicht vorgesehen.

• Der Ligaverband tritt weiter konsequent für den Erhalt der Stehplätze als wichtigen Bestandteil der FußballKultur ein. Im Sinne des Erhalts der FußballKultur muss es das Ziel aller Beteiligten sein, gemeinsam nicht tolerierbaren Auswüchsen entgegen zu treten. Gleichzeitig distanziert sich der Ligaverband von populistischen Forderungen wie beispielsweise nach der Einführung von „Fußfesseln“.

• Der Ligaverband tritt weiterhin für eine Versachlichung der Diskussion ein, die auf Basis der Fakten stattfindet und nicht ideologisch geführt wird. Dieser Wunsch richtet sich ausdrücklich an alle Beteiligten – Politik, Polizei, aber auch die Vertreter der organisierten Fans.

Darüber hinaus bedankt sich der Ligaverband bei allen Clubs, die zwischenzeitlich ihre Stellungnahme mit Blick auf den weiterentwickelten MaßnahmenKatalog abgegeben haben. Zur Mitgliederversammlung des Ligaverbandes am 12. Dezember 2012 werden nun konkrete Anträge unter Einbeziehung der Rückmeldungen der Clubs sowie Vertretern der organisierten Fans erarbeitet. Nach Versand des weiterentwickelten MaßnahmenKatalogs hatte es weitere Gespräche gegeben mit den Fan und Sicherheitsbeauftragten sowie in der AG Fanbelange, in der u.a. zwei Sprecher der Fanbeauftragten, die Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS), die Bundesarbeitsgemeinschaft der FanProjekte sowie Initiativen wie „Unsere Kurve“ und „Pro Fans“ und andere vertreten sind.

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