S04-Aufsichtsratswahl: 11 Fragen an Sven Kirstein
Stelle Dich bitte kurz in 04 Sätzen vor
Ich bin Sven Kirstein, 35 Jahre alt, in Gelsenkirchen geboren und bis heute hier wohnhaft. Einen Steinwurf vom Parkstadion entfernt aufgewachsen, bin ich seit meiner Kindheit Schalker und seit vielen Jahren aktiver Fan. Mit einer Bankausbildung bei einer heimischen Bank und einem Management-Studium parallel zur Arbeit habe ich früh die Grundlagen für mein breites Wissen gelegt. Mittlerweile berate und begleite ich Banken in strategischen Fragestellungen auf dem Weg zu mehr Erfolg als Mitarbeiter des genossenschaftlichen Zentralinstituts, der DZ BANK.
Wie lange bist du schon Vereinsmitglied und hast du dich bereits in der Vergangenheit im Verein und der Fanszene engagiert?
Vor 18 Jahren bin ich Vereinsmitglied geworden. Ich komme aus der Mitte der Schalker Fanszene und bin dort tief verwurzelt. Über 15 Jahre habe ich alle Spiele unseres Club begleitet, egal ob Provinzkick in Aalen oder Geisterspiel in Saloniki. Zudem verantworte ich mit viel Leidenschaft seit über 10 Jahren jegliche unserer Choreografien auf den Rängen. Ein Amt im Verein habe ich in all dieser Zeit nie inne gehabt.
Was weißt Du über den SFCV und wie stehst Du zum Fanclubverband?
Aufgrund meiner beschriebenen aktiven Tätigkeit in der Fanszene habe ich seit vielen Jahren Berührungspunkte mit dem SFCV als Dachverband der organisierten Fanclubs. Zu Beginn meiner aktiven Zeit gab es vielfältige Kontaktpunkte und Absprachebedarf im Rahmen von Auswärtsfahrten und Choreografien. Durch die im Laufe der Jahre veränderte Organisation in diesen Bereichen auf Schalke sind die Kontakte weniger, aber nicht minder wertschätzend geworden. Ich erlebe den SFCV als Koordinator, bei dem viele Fan-Stimmen zusammenlaufen. Ich halte es für wichtig, Meinungen und Stimmungen zu bündeln, um so im Verein Gehör zu finden. Ebenso nehme ich wahr, dass viele Fanclubs dankbar für einen Ansprechpartner sind, wenngleich in der Vergangenheit auch nicht immer alles optimal gelaufen ist.
Der SFCV ist als größte Fanorganisation im AR von Schalke 04 vertreten. Sollte dies so bleiben/geändert werden? Begründe Deine Antwort.
Ich halte es aufgrund meiner Haltung als Fan für sehr wichtig, dass wir in die Arbeit des Aufsichtsrats eingebunden sind. Wir Mitglieder und Fans sind Schalkes Kraft und diese sollte an den Aufsichts- und Kontrollprozessen beteiligt sein. Hier geht es auch um Fragestellungen, bei denen ein Blick auf die Meinung der Fans wichtig ist. Ob allerdings die Größe der Fanorganisation automatisch mit der Entsendung eines Mitglieds in den Aufsichtsrat verbunden ist, möchte ich hinterfragen. Die Strukturen in Schalkes Fanszene haben sich über Jahre verändert. Mir ist es wichtig, dass alle Meinungen und Blickwinkel gehört werden. Wir haben eine vielschichtige Fanszene mit bspw. Fanclubs im SFCV, Supporters, Ultras und vielen engagierten Einzelpersonen. Hier kann ich mir gut einen Veränderungsprozess vorstellen, der diese Kräfte bündelt, um dann aus dieser Gemeinschaft einen Vertreter zu entsenden. Es gibt viele Möglichkeiten und Wege, so dass ich für die Offenheit werbe, dieses Thema gemeinsam anzugehen.
Wie siehst Du die Zusammenarbeit AR S04/SFCV und welche Synergien können sich ergeben?
Ich sehe zwei sehr positive Aspekte. Zum einen besteht, wie bereits beschrieben, die Chance im Aufsichtsrat die Meinung der Fans und deren Reaktionen in wichtige Entscheidungen einzubeziehen. Auf der anderen Seite bietet die Mitarbeit durch einen Fanvertreter im Aufsichtsrat eine wertvolle Kommunikationsmöglichkeit mit den Fans, was das Vertrauen extrem stärken kann. Dies würde sich mit meinen Gedankenspiel zu der Veränderung des Entsendungsprozesses des Fanvertreters noch einmal verbessern. Unter Beachtung der Verschwiegenheit und Diskretion im Aufsichtsrat ist es möglich so enger zusammenzurücken.
Warum sollten Dir die Schalke 04 Mitglieder im SFCV das Vertrauen schenken?
Mein Herzblut für Schalke und die Bereitschaft hierfür zu leben und zu leiden habe ich bereits beschrieben. Ich möchte in der aktuell schweren Situation mit daran arbeiten, den Verein zukunftsfähig machen. Mich zeichnen strategisches Denken, eine ausgeprägte Analysefähigkeit, klare Kommunikation, Diskretion und Willensstärke aus. Ich erachte gerade jetzt diese Kompetenzen im Aufsichtsrat als sehr wichtig. Mit meinen 35 Jahren habe ich bereits fast 20 Jahre Berufserfahrung und möchte mit neuer Dynamik mein Fachwissen in den Aufsichtsrat bringen. Euch Fans und Mitglieder bei der strategischen Neuausrichtung unsers Vereins mitzunehmen, liegt mir dabei sehr am Herzen.
Was würdest Du im Falle Deiner Wahl tun, um die Fanszene wieder zu einen?
Es ist an der Zeit aufeinander zuzugehen und sich gemeinsam für Schalke einzusetzen. Gerade in solch schwierigen Zeiten ist die Kraft von uns allen wichtiger denn je. Nur wenn wir diese bündeln, können wir etwas bewegen. Unsere Meinungen werden dabei nicht immer gleich sein und wir werden auch nicht immer auf einen Nenner kommen. Umso wichtiger ist das gegenseitige Zuhören und Verständnis für unterschiedliche Standpunkte. Aufgrund meiner jahrelangen Verzahnung in der Fanszene kann ich Brücken zueinander bauen und alle, die mitmachen wollen, an einen Tisch bringen. Ich denke hierbei an unabhängige Austauschformate oder die beschriebene Diskussion zur Veränderung des Entsendungsprozesses des Fanvertreters in den Aufsichtsrat. Lasst uns miteinander austauschen, die Vergangenheit kritisch, aber sachlich aufarbeiten und gemeinsam in die Zukunft blicken!
Wie siehst Du die zukünftige Rechtsform von Schalke 04?
Der Sinn für Gemeinschaft und die daraus resultierende Kraft prägt mich mein Leben lang. Auch in meinem beruflichen Bankenumfeld, was stark vom Kapital geprägt ist, vertrete ich als Genossenschaftsbanker diese Werte. Auch unser eingetragene Verein steht für diese Werte. Der e.V. passt zu den Menschen und der Art, wie wir Schalke leben: Als feste Gemeinschaft, die demokratisch ihren Verein leitet. Ich bin der festen Überzeugung, dass dies gepaart mit der richtigen Strategie und dem dazu passenden Verhalten ein erfolgreicher Weg sein kann. Ja, der Weg kann steinig sein, aber er ist es wert genau so gegangen zu werden. Ich besitze die Offenheit über andere Modelle zu diskutieren und wäge mit euch gerne Pro und Contra hierfür ab. Gleichzeitig werde ich all meine Überzeugung für den e.V. in eine mögliche Diskussion einbringen.
Wo setzt Du Deinen Schwerpunkt in Deiner Tätigkeit im Aufsichtsrat?
Zunächst ist es wichtig, unseren Club zu stabilisieren. Ich sehe als meine wichtigste Aufgabe eine gemeinsame, langfristige Strategie zu entwickeln, die unabhängig von Personen ist. Diese soll unabhängig von kurzfristigen, sportlichen Zielen zu einem langfristigen Erfolg führen. Hier kann ich mit meiner beruflichen Expertise punkten. Die Strategie sollte sich in meinen Augen auf die Bereiche „sportliche Entwicklung“, „Mitglieder, Fans, Mitarbeiter & Sponsoren“, „Finanzen“ und „Soziales“ aus unserem Leitbild konzentrieren. Hinzufügen möchte ich den wichtigen Bereich der „Kommunikation“.
In diesen Teilbereichen brauchen wir klare Ziele was uns erfolgreich macht und wie wir dies messen. Bei unserer Umsetzung werden uns zwangsläufig Fehler unterlaufen, da dies menschlich ist. Mit einer Fehlerkultur möchte ich dem etwas Positives abgewinnen und daraus für die Zukunft lernen. Ich sehe mich zudem als festes Bindeglied zwischen den Mitgliedern und den Organen des Vereins. Diesen Platz möchte ich, neben dem entsandten Fanvertreter, als jederzeit ansprechbares Mitglied im Aufsichtsrat einnehmen. Ich stehe für eine offene Kommunikation und die Einbindung der Mitglieder.
Der FC Schalke 04 steckt in einer seiner größten Krise seit Jahrzehnten. Wie muss Deiner Meinung nach verfahren werden, um diese Krise zu überstehen?
In einer Krise gilt es zunächst Vertrauen zu gewinnen. Nur durch Ehrlichkeit und eine offene Kommunikation können wir dies erreichen. Wir müssen für uns einen klaren Weg aus dem Tal zeichnen und diesen dann mit voller Überzeugung und Kraft gehen. Wie dieser Weg aus meinem Blickwinkel aussieht, habe ich in meiner vorherigen Antwort dargelegt. Es wird Zeit brauchen, bis wir sportlich wieder oben in der ersten Liga mitmischen können. Ich sehe Jahre der kleinen Schritte und der Konsolidierung vor uns. Auf den ersten Blick mag das wenig schön erscheinen. Auf lange Sicht werden wir so wirtschaftlich gesund aber wieder einen Angriff auf das obere Drittel der Bundesliga starten können.
Nenne die aus Deiner Sicht wichtigsten Gründe um die Frage „Wo steht Schalke in 5 Jahren?“ mit „Im internationalen Geschäft“ beantworten zu können.
Ich möchte euch an dieser Stelle reinen Wein einschenken. Wir können angesichts der prekären Lage keine Wunderdinge in den nächsten Jahren erwarten. Meine Sicht der Dinge ist erläutert. Selbstverständlich wünsche auch ich mir in fünf Jahren wieder mit euch nach Mailand, Madrid oder sonst wohin zu reisen. Auch wenn ich dies in den kommenden fünf Jahren nicht erwarte, hier einige Punkte, die uns dabei helfen werden: Zusammenhalt, eine klare Strategie, harte Arbeit und eine gute Portion Spielglück.
Ich bin bereit für einen Neuanfang meinen Teil im Aufsichtsrat dazu beizutragen:
Für euch, für uns, für Schalke!