S04-Aufsichtsratswahl: 11 Fragen an Moritz Dörnemann
Stelle Dich bitte kurz in 04 Sätzen vor
Mein Name ist Moritz Dörnemann, ich bin 39 Jahre alt und verheiratet. Unser Sohn Oskar ist sechs Jahre alt und wie ich Schalke Fan und Mitglied. Ich komme aus Gelsenkirchen, bin hier zur Schule gegangen und wohne jetzt mit meiner Familie in Frankfurt. Ich wurde vor drei Jahren in den Aufsichtsrat gewählt und bin seit einem Jahr Mitglied im Wirtschaftsausschuss.
Wie lange bist du schon Vereinsmitglied und hast du dich bereits in der Vergangenheit im Verein und der Fanszene engagiert?
Eingetreten bin ich 2006 und somit seit dem 24. Lebensjahr im Verein. Aus beruflichen Gründen bin ich seinerzeit aus Gelsenkirchen weggezogen. Schalke ist für mich eine Gemeinschaft und in der „Fremde“ war es für mich wichtig, meinen Verein „mitzunehmen“; Teil des FC Schalke 04 und Mitglied zu sein.
Was weißt Du über den SFCV und wie stehst Du zum Fanclubverband?
Seit über 40 Jahren ermöglicht der SFCV seinen Mitgliedern sich organisiert über das Vereinsgeschehen auszutauschen. Hierdurch bietet der SFCV den einzelnen Fanclubs eine Anlaufstelle und ermöglicht Ihnen eine gebündelte Stimme im Verein. Als solche ist der SFVC eine wichtige Institution und Baustein in dem Schalker „Gebäude“.
Der SFCV ist als größte Fanorganisation im AR von Schalke 04 vertreten. Sollte dies so bleiben/geändert werden? Begründe Deine Antwort.
Gemäß unserer Geschäftsordnung bestimmen die Mitglieder bei der Mitgliederversammlung sechs der elf Aufsichtsratsmandate per Wahl und damit die Mehrheit des Aufsichtsrates. Durch die AR Position des SFCV haben die Fanclubs - und damit auch die Basis unseres Vereins eine weitere Stimme im Aufsichtsrat. Ich begrüße das.
Unabhängig davon müssen wir uns allerdings bewusst sein, dass der durchschnittliche Aufsichtsrat in der Bundeliga weniger als 8 Mitglieder hat. Bei keinem anderen Verein der 1. Liga findet sich ein Kontrollgremium mit mehr als 9 Mitgliedern. Bei zu großen Gremien ist der effiziente, vertrauliche und pragmatische Austausch nicht immer sichergestellt. Wenn wir die Fehler der Vergangenheit konsequent analysieren, müssen wir uns auch fragen, ob nicht auch die Struktur des Aufsichtsrates - und damit die Zahl der AR-Mitglieder - zu hinterfragen wäre (ganz gleich mit welchem Ergebnis).
Wie siehst Du die Zusammenarbeit AR S04/SFCV und welche Synergien können sich ergeben?
Der Aufsichtsrat führt Aufsicht und kontrolliert den Vorstand im Namen der Mitglieder. Der SFCV ist sich als Fanclub-Dachverband der Wünsche, Ideen und auch der Kritik der Mitglieder gegenüber dem Verein bewusst. Durch einen regelmäßigen Austausch kann der Aufsichtsrat seiner Arbeit besser gerecht werden und sicherstellen, dass der Verein seine Mitglieder versteht und sie besser repräsentiert.
Warum sollten Dir die Schalke 04 Mitglieder im SFCV das Vertrauen schenken?
Ich bin wenige Kilometer vom Stadion aufgewachsen und weiß was Schalke bedeutet. Hier in Gelsenkirchen groß geworden zu sein und die Gelsenkirchener Luft geatmet zu haben ist aus meiner Sicht für die Arbeit des Aufsichtsrats genauso wichtig, wie betriebswirtschaftliche Kenntnisse einzubringen.
Seit 16 Jahren arbeite ich für eine deutsche Großbank in Frankfurt. Dort verantworte ich das Währungs-, Zins- und Anlagegeschäft mit Firmenkunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ein Team von 100 Mitarbeitern. In den vergangenen Jahren habe ich durch die Betreuung von Finanzdienstleistern und Großunternehmen umfangreiche Erfahrungen am Kapitalmarkt sammeln können.
Privat, beruflich als auch im Aufsichtsrat bin ich kein „Querkopf“. Allerdings bin ich es gewohnt Konzepte zu hinterfragen und meine Meinung konstruktiv zu äußern. Strategien zu überprüfen ist für mich ein wesentlicher Bestandteil meiner täglichen Arbeit. Dies möchte ich auch als Aufsichtsrat tun.
Was würdest Du im Falle Deiner Wahl tun, um die Fanszene wieder zu einen?
Was uns alle eint ist unsere Liebe zu unserem Verein und unsere Begeisterung für den Fußball. Die Art und Weise, wie wir diese ausleben, unterscheidet sich aber. Das ist aus meiner Sicht völlig normal und muss sich nicht zwangsläufig ändern.
Was wir allerdings verbessern müssen ist die Kommunikation rund um unsere Strategie und „den Schalker Weg“. Wie wollen wir wieder erfolgreich werden und welchen Plan verfolgen wir dabei? Wenn hier eine größere Transparenz besteht, dann können wir die Arbeit des Vereins auch besser messen und nicht nur am jeweils letzten Spiel festmachen.
Wie siehst Du die zukünftige Rechtsform von Schalke 04?
Persönlich glaube ich an die Kraft, die im e.V. steckt und stehe Modellen wir Rasenball Leipzig und den „Werksvereinen“ kritisch gegenüber. Der Fußball lebt von den Fans und so müssen auch die Vereine mehrheitlich den Mitgliedern gehören. Ich möchte nicht sehen, wie sich einzelne Personen Fußballvereine als „Spielzeug“ oder als Investition aneignen.
Es gibt allerdings Modelle, die durchaus interessant sind und ggfs. auch zu Schalke passen könnten. Interessant finde ich hier zum Beispiel die „Greenbay Packers“ in den USA, wo Mitglieder und Fans Ihren Club „gekauft“ haben. Entsprechende Modelle müssen erarbeitet, geprüft und zur Wahl gestellt werden. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass kein Einzelner zu großen Einfluss auf Schalke haben darf.
Wo setzt Du Deinen Schwerpunkt in Deiner Tätigkeit im Aufsichtsrat?
Die Aufgabe jedes Aufsichtsratsmitglieds, unabhängig von seinem Lebenslauf, besteht für mich darin Konzepte zu hinterfragen und somit sicherzustellen, dass der Vorstand seiner Aufgabe gerecht wird. Das sollte für sämtliche Geschäftsbereiche gelten.
Auf Grund meines beruflichen Hintergrunds beschäftige ich mich insbesondere mit den Finanzen unseres Vereins, den Einnahmen und Ausgaben und der Refinanzierung. Daher stehe ich häufiger im Austausch mit Christina Rühl-Hamers als beispielsweise mit unserem Sportvorstand.
Der FC Schalke 04 steckt in einer seiner größten Krise seit Jahrzehnten. Wie muss Deiner Meinung nach verfahren werden, um diese Krise zu überstehen?
Wir müssen unsere Finanzen in den Griff bekommen. Unsere Verbindlichkeiten müssen sinken, so dass wir wirtschaftlich wieder agieren können, anstatt reagieren zu müssen.
Es braucht die konsequente Umsetzung eines sportlichen Konzepts, das zu Schalke passt. Darin muss aus meiner Sicht als wesentlicher Bestandteil die Knappenschmiede berücksichtigt sein.
Zudem benötigen wir aber auch ein gewisses Maß an Geduld, da sich der Erfolg nicht über Nacht einstellt.
Nenne die aus Deiner Sicht wichtigsten Gründe, um die Frage „Wo steht Schalke in 5 Jahren?“ mit „Im internationalem Geschäft“ beantworten zu können.
Auf dem Papier sind viele Zutaten für eine erfolgreiche Zukunft bereits auf Schalke vereint. Die Leidenschaft der Fans, der Wunsch der Mitarbeiter erfolgreich zu arbeiten und die Strahlkraft des Vereins. Das war aber auch schon vergangenes Jahr der Fall und dennoch sind wir nicht auf den Europäischen Plätzen gelandet, sondern Letzter der Bundesliga geworden.
Um uns die Perspektive des Europäischen Wettbewerbs wieder zu erarbeiten, müssen wir aufhören den Stil anderer zu kopieren, und unsere eigene Philosophie umsetzen. Auf Grund unserer finanziellen Situation, aber auch weil wir so die größten Erfolge hatten, ist diese Strategie für mich eng mit der Knappenschmiede und erfolgreicher Jugendarbeit verknüpft.
Zudem muss unsere Arbeit auf Schalke moderner werden. Fußball hat sich verändert – unsere begrenzten Mittel können wir nur durch Innovationen ausgleichen (z.B. sollten Scouting und Trainingsabläufe stärker datenbasiert unterstützt werden).