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S04-Aufsichtsratswahl: 11 Fragen an Johannes Struckmeier

Stelle Dich bitte kurz in 04 Sätzen vor

Mein Name ist Johannes Struckmeier (für Euch Johannes oder Jo). Ich bin 36 Jahre und lebe in Essen (ca. 10 km von der Arena entfernt). Das Schalke-Virus hat mich 1989 während eines Spiels gegen Fortuna Köln gepackt. Seit 2001 habe ich eine Dauerkarte und unterstütze unsere Mannschaft regelmäßig bei Auswärtsspielen.

Wie lange bist du schon Vereinsmitglied und hast du dich bereits in der Vergangenheit im Verein und der Fanszene engagiert?

Nach einiger Überzeugungsarbeit haben meine Eltern mich 1998 endlich bei S04 angemeldet. Als Jugendlicher habe ich später mit Freunden mal einen kleinen S04-Fanclub gegründet. Mit denen habe ich gemeinsam Fahnen und Doppelhalter bemalt. Leider verliefen sich unsere Wege aber dann durch Studium und/oder Ausbildung.

In diesen turbulenten Zeiten stehe ich in ständigem Austausch mit vielen Schalker Freunden. Das beschränkt sich aufgrund der Pandemie leider auf Telefonate, Videocalls und Treffen im kleinen Kreis. Sobald wir wieder ins Stadion dürfen, freue ich mich auf viele bekannte Gesichter, die unsere Mannschaft stimmgewaltig unterstützen.

Was weißt Du über den SFCV und wie stehst Du zum Fanclubverband?

Als aktiver Schalkefan, besonders, wenn man wie ich 1985 geboren wurde, kreuzen sich die Wege von klein auf immer wieder mit dem SFCV, durch direkte Kontakte auf den Reisen zu Auswärtsspielen, die regelmäßigen Berichte im Schalker Kreisel oder den Besuch einzelner Fanclubs. Gerne gebe ich zu: in Zeiten vor SkyGo waren die Stammkneipen der SFCV-Fanclubs häufig mein einziger Anlaufpunkt, um S04 im Urlaub gucken zu können, z.B. in Bayern. :-) Ich vermisse es.

Grundsätzlich finde ich, dass die Anzahl der im SFCV organisierten Fanclubs und deren Mitglieder für sich spricht. Von der Nordsee bis ins Allgäu, überall engagieren sich Schalker ehrenamtlich, um unseren Verein tatkräftig zu unterstützen. Solch eine Zuneigung und solch ein Engagement kann sich kein Club der Welt kaufen und darauf sollten wir alle sehr stolz sein. Der SFCV kanalisiert viele Stimmen und ist ein vorbildliches Bindeglied zwischen Fans und Verein.

Der SFCV ist als größte Fanorganisation im AR von Schalke 04 vertreten. Sollte dies so bleiben/geändert werden? Begründe Deine Antwort.

Der SFCV entsendet seinen AR-Vertreter auf Basis demokratischer Prinzipien, um eine einheitliche Stimme (der vielen im SFCV organisierten Mitglieder) in den Schalker AR zu transportieren. Durch diese Konstellation profitieren Fans und Verein, daher strebe ich keine Veränderung an. Meine Maxime lautet, dass ein Verein nie erfolgreich sein kann, wenn er „gegen seine Fans“ geführt wird. Auf der anderen Seite kann natürlich nicht für jede Entscheidung ein Volks- bzw. Fanentscheid anberaumt werden. Von daher begrüße ich die Vertretung der Schalke-Fans im Aufsichtsrat in Form des SFCV ausdrücklich.

Wie siehst Du die Zusammenarbeit AR S04/SFCV und welche Synergien können sich ergeben?

Um die Zukunft unseres Vereins erfolgreich gestalten zu können, benötigen wir einen strukturierten und permanenten Dialog zwischen Mitgliedern und Vereinsgremien. Wie wir seit der letzten Mitgliederversammlung schmerzhaft gelernt haben, ist es nicht sinnvoll, alle Stimmungen und Ideen über ein Jahr aufzustauen und dann alles in eine Mitgliederversammlung zu pressen. Das wird der Vielfalt und der Wichtigkeit der etwa 160.000 Mitglieder nicht gerecht. Hier könnte der SFCV vermutlich wichtige Erkenntnisse beisteuern.

Das Einbringen von Mitgliederideen und das Feedback zu den gegenwärtigen Entwicklungen in die Vereinsgremien, halte ich für zwingend notwendig. Da ich in der Vergangenheit allerdings keinem Gremium des FC Schalke 04 und des SFCV angehörte, möchte ich mir kein Urteil über die bisherige Zusammenarbeit anmaßen.

Dennoch glaube ich, dass durch die Etablierung strukturierter, digitaler Kommunikationswege sehr schnell Synergien entstehen können.

Warum sollten Dir die Schalke 04 Mitglieder im SFCV das Vertrauen schenken?

Mir ist die bedrohliche Lage unseres Clubs sehr bewusst. Gleichzeitig sehe ich die aktuelle Situation als Chance und Motivation, unseren Verein für eine erfolgreiche Zukunft grundlegend neu auszurichten.

Neben meiner fachlichen Expertise rund um wirtschaftliche Fragestellungen im Profifußball, ist Schalke auch emotional ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich möchte als junger, unvorbelasteter Teamplayer dabei unterstützen, unseren Verein in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Unser Leitbild lebe ich bereits jeden Tag.

Durch meine eigene sehr emotionale Bindung zu diesem Verein, mit dem ich bislang mehr Zeit als mit jedem Freund oder jeder Freundin verbracht habe, kann ich Euch versichern mein Handeln wird immer und ausschließlich dem Wohle von Schalke 04 dienen.

Was würdest Du im Falle Deiner Wahl tun, um die Fanszene wieder zu einen?

Eure folgende Frage nicht zum Wohl und Wehe unserer Zukunft zu stilisieren :-) Spaß beiseite, mein persönlicher Wunsch ist, dass wir auf Basis unserer Erwartungen und im Dialog gemeinsam Leitplanken für unseren Verein entwickeln.

Wir benötigen gemeinsame Antworten auf Fragen wie „Soll es zukünftig eine einheitliche, wiedererkennbare und trainerunabhängige Spielidee bei allen S04-Teams geben, von der Knappenschmiede bis zum Profikader?“ oder „Was ist für uns das Wichtigste: unsere Identität und Werte, finanzielle Stabilität oder sportlicher Erfolg um jeden Preis?“

Mit gemeinsamen Leitplanken können wir die jetzige Spaltung überwinden und eine verbindliche Grundlage für unser langfristiges Handeln schaffen. Nur so können wir Identifikation, Emotion und Leidenschaft von Generation zu Generation weitertragen und den Mythos Schalke am Leben halten.

In der Praxis sollten wir diese Leitplanken durch einen strukturierten Dialog gemeinsam erarbeiten, so wie wir es bei der Entstehung unseres Schalker Leitbilds erfolgreich vorgemacht haben. Wir müssen uns dafür allerdings die notwendige Zeit nehmen und allen Interessengruppen unvoreingenommen zuhören.

Wie siehst Du die zukünftige Rechtsform von Schalke 04?

Aufgrund meiner beruflichen Erfahrungen könnte ich hier einen Aufsatz über die Vor- und Nachteile verschiedener Rechtsformen für Schalke schreiben. Das wäre allerdings wenig zielführend. Aus eigenen Projekten bei anderen Bundesligaclubs weiß ich um die Brisanz dieser Frage, die auch meine Emotionen als Schalkefan sehr berührt. Im Übrigen ist es auch im e.V. möglich, nachhaltig und erfolgreich Fußball zu spielen. Das beweisen einige unserer Wettbewerber mit geringeren wirtschaftlichen Möglichkeiten.

Mit Blick auf S04 hat eine Rechtsformdiskussion keine Priorität und sollte auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Wir müssen jetzt zunächst Spaltungen überwinden und sollten nicht die Gräben möglicherweise unnötig vergrößern.

Da unser Verein niemals erfolgreich sein kann, ohne seine Mitglieder einzubinden, sollten wir zunächst den oben vorgeschlagenen Dialog führen. Darauf aufbauend, nachdem wir alle Vor- und Nachteile der zahlreichen Möglichkeiten offen diskutiert haben, werden alle Schalker die Frage nach der bestmöglichen Rechtsform hoffentlich konkret beantworten.

Wo setzt Du Deinen Schwerpunkt in Deiner Tätigkeit im Aufsichtsrat?

Im Kontrollgremium Aufsichtsrat sollte sich jeder ein ganzheitliches Bild von unserem Verein machen. Die Themenfelder sportliche Leistung, Finanzen, Werte und Kommunikation sind eng miteinander verbunden. Die Mitglieder des Aufsichtsrats sollten grundsätzlich das notwendige Basiswissen für diese Themenfelder mitbringen, um zum Wohle des gesamten Vereins zu entscheiden. In der Vergangenheit hatte ich häufig das Gefühl, dass unser Verein Entscheidungen zu selten ganzheitlich getroffen hat. Das ist auch eine wesentliche Ursache für unser teilweise beschämendes öffentliches Bild in der jüngeren Vergangenheit.

Darüber hinaus möchte ich meine mehr als 10-jährige berufliche Erfahrung aus der wirtschaftlichen Beratung von Profifußballclubs (darunter Champions-League-Sieger, Deutsche Meister und bekannte Traditionsclubs) konstruktiv in den Aufsichtsrat einbringen.

Der FC Schalke 04 steckt in einer seiner größten Krise seit Jahrzehnten. Wie muss Deiner Meinung nach verfahren werden, um diese Krise zu überstehen?

Aufgrund der akuten brennenden sportlichen und finanziellen Probleme sind die kommenden beiden Spielzeiten aus meiner Sicht kritisch für das Überleben des Clubs. Darum sollten dringend sehr konkrete Sanierungsmaßnahmen eingeleitet werden:

  • Der sportliche Fall muss umgehend aufgehalten,
  • die Personalkosten müssen flexibilisiert werden, und
  • eigentlich selbstverständliche Tugenden wie maximale Hingabe, Leistungsbereitschaft, Demut und Ehrlichkeit zum Wohle des Clubs muss müssen von allen Spielern und Mitarbeitern sofort eingefordert werden.

Dazu müssen wir die bereits vorhandenen Mittel, besonders im Lizenzspielerbereich, effizient und gebündelt nutzen. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist dabei die Kaderzusammenstellung. Wir benötigen für Schlüsselpositionen erfahrene und charakterfeste Spieler, die den vielen jungen Talenten Orientierung und Sicherheit geben können. Gleichzeitig müssen wir sicherstellen, dass die Knappenschmiede auch zukünftig so hervorragende Talente ausbildet und weiterhin eine hohe Durchlässigkeit zur Lizenzspielermannschaft bietet.

Die zahlreichen Strategiewechsel der sportlichen Führung, der künstlich erweckte Eindruck, es könne nur Tradition oder Innovation geben, aber nicht beides gleichzeitig, sowie unstete und mindestens unglückliche Aussagen zu Themen wie Rassismus oder einer möglichen Ausgliederung haben uns sinnlos aufgerieben. Ich bin davon überzeugt, dass wir die unglaubliche Kraft unseres Vereins und unserer Fans in wesentlich positivere Bahnen lenken können.

Nenne die aus Deiner Sicht wichtigsten Gründe um die Frage „Wo steht Schalke in 5 Jahren?“ mit „Im internationalem Geschäft“ beantworten zu können.

Diese Frage beschreibt ein wenig unsere Misere. Ich finde es wirklich sehr wichtig, dass wir alle die gegenwärtige Situation so annehmen wie sie ist. Deshalb möchte ich hier keine Traumschlösser bauen, nur um gewählt zu werden. Versteht mich nicht falsch, auch ich möchte Schalke lieber heute als morgen und auch dauerhaft international spielen sehen.

Allerdings haben wir in der Vergangenheit dem Ziel Europa zu vieles untergeordnet und deswegen teils zu riskante Entscheidungen getroffen. Dabei haben wir zu häufig auf die Zukunft gewettet und uns von Ergebnissen blenden lassen, wie z.B. der Vizemeisterschaft 2018.

Mir persönlich wäre es wichtig, wenn wir uns in Zukunft vor allem über unseren Weg zum Erfolg freuen können. Wir sollten die kommenden fünf Jahre nutzen und ein positives fußballerisches Alleinstellungsmerkmal für Schalke entwickeln. Unsere Zuschauer sollten wir mit mutigem und attraktivem Fußball begeistern. Dann werden wir automatisch alle wieder jede Menge Spaß an S04 haben – und das auch international.

Auch langfristig gilt das oben bereits gesagte: auf allen Ebenen unseres Clubs sind die Grundlagen dafür ausnahmslose Hingabe, Demut, Leistungsbereitschaft, Ehrlichkeit und der Wille sich jeden Tag zu verbessern!

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