Die Zukunft des SC im SFCV: „Ein Verein – eine Mitgliedschaft“ (P.Peters)

Beitrag von: FC Schalke 04 Supportersclub e.V.

Schon über zehn Jahre ist es nun her. Rudi hatte mittlerweile bereits seine dritte Zigarre angezündet, blaue Rauchschwaden hingen tief im vollbesetzten Raum der Schalker Geschäftstelle. Seit Stunden debattierte man nun schon, hitzig, emotional, auch das eine oder andere Getränk des Hauptsponsors hatte schon dankbare Abnehmer gefunden und zeigte Wirkung.

Zigmal hatte man nun schon mit S04 und SFCV zusammengesessen, heute aber sollte, heute musste nun endlich auch eine Entscheidung fallen. Würde der Supporters Club (SC). dem Schalker Fan-Club Verband (SFCV), auf eindringlichen Wunsch des FC Schalke 04 hin, beitreten?

Die Mitglieder im SC zerriss es damals förmlich. Zwei verhärtete Fronten standen sich gegenüber und der eine oder andere nahm die Auseinandersetzung mittlerweile gar nicht mehr sportlich. Die „Hardliner“ sprachen sich ganz klar gegen einen Beitritt aus, hatte man den „SC“ doch eben erst gegründet um exakt diesem etablierten SFCV mit seinen vermeintlich verwachsenen und verkrusteten Strukturen Paroli bieten zu können, frischen Wind in die Schalker Fanszene zu bringen. Auf der anderen Seite standen diejenigen, die zwar auch die Unabhängigkeit einer jungen, dynamischen und unabhängigen Fanvertretung aufbauen, jedoch auch dem Wunsch des S04 Rechnung tragen wollten.

Schalke 04, allen voran Manager Assauer, wünschte sich zu diesem Zeitpunkt ein großes gemeinsames Haus für alle Fans und Fan-Clubs. Ein gemeinsames Dach, unter welchem am Ende eine gesunde Mischung aus allen legitimierten und gewählten Fanvertreter ihren Platz finden würde. Der SFCV, so seine Vision, eine Diskussionsplattform für alle Fans, der kleinste gemeinsame Nenner aller Schalker. Die Mehrheit der Supporters-Mitglieder stimmte am Ende, sehr zur Freude des S04, einem Beitritt zu. Man trank noch das eine oder andere Bier zusammen, eine wahre Liebesbeziehung sollte es zwischen SC und SFCV jedoch niemals werden. Skepsis und Misstrauen behielten die meisten Mitglieder von der Geburtsstunde an wie eine zweite Haut .

Über zehn Jahre später kommt einem die derzeitige Situation vor wie ein Déjà-vu - nur Rudi ist nicht mehr da! Lange Jahre hielt die Zweckgemeinschaft, mit dem Aufbau der vereinseigenen Fanabteilung und den daraus resultierenden Konsequenzen kamen jedoch alle Schwächen des „Systems SFCV“ offen ans Tageslicht. Und am Ende scheint man genau wieder da zu stehen, wo man schon Mitte der 90er Jahre einmal stand: Veraltete und verkrustete Strukturen, ein Verband der als „Verein im Verein“ mehr seine ganz eigenen Interessen anstatt die seiner Mitglieder zu vertreten scheint.

Zwei Aufsichtsräte sowie die Ultras GE zogen sehr schnell ihre Konsequenzen, zeigten dem SFCV-Treiben die Rote Karte und traten mit sofortiger Wirkung aus dem Dachverband aus bzw. beendeten ihr Engagement. Im Rahmen einer Mitgliederversammlung beschloss nun jüngst auch der SC bei seiner diesjährigen MV (ebenso wie die Schalker Fan-Initiative) seine Mitglieder über Verbleib oder Abschied aus dem SFCV entscheiden zu lassen. Rudis Vision von einer geeinten Schalker Fanszene unter einem gemeinsamen Dach bricht wie ein Scherbenhaufen in sich zusammen. Gut möglich, dass schon in wenigen Wochen keine einzige der großen und etablierten Schalker Fanorganisationen mehr Mitglied im SFCV sein wird – der Super-GAU!!!

Dabei hat der Supporters Club, mit seinen über 1000 Mitgliedern die größte Fanorganisation innerhalb des SFCV, in den vergangenen zehn Jahren durchaus gelernt, grundsätzlich hinter der Struktur des SFCV zu stehen. Der SFCV als so etwas wie der „kleinste gemeinsame Nenner“ aller Schalke-Fans/ Fan-Clubs - Rudis Vision eines geeinten Schalkes – eigentlich ein guter Ansatz.

Allerdings nimmt die Politik der Verbandsführung einen Grossteil der Mitglieder schon lange nicht mehr mit, spiegelt deren Meinungen und Interessen nicht authentisch wieder. Die gefühlte Tatenlosigkeit mit der man seit Monaten zuzuschauen scheint, wie die Schalker Fanszene in ihre Einzelteile zerfällt und in Streitigkeiten versinkt, muss entweder als völlige Ohnmacht und Kapitulation oder als klassische „Laissez-Faire-Politik“ bezeichnet werden. Die SFCV-Politik trägt daher eine nicht unbedeutende, zumindest moralische, Verantwortung für die derzeitige Situation mit, spaltet sie doch mehr denn zu einen. Die Aufbruch- bzw. Umbruchstimmung die an der Basis des SFCV vorhanden ist wird ignoriert, das Bedürfnis von immer mehr Mitgliedern, Fans, Fans-Clubs sowie auch Bezirksleitern sich in einer moderneren und authentischen Fanvertretung wiederzufinden, einer Fanvertretung, die von unten herauf die Interessen vertritt und nicht von oben herab die Interesse durchdrückt - und vor allem nicht mit Kartenkontingenten als Instrument arbeitet - ebenfalls. Der Wille, die Notwendigkeit des Machterhaltes im SFCV scheint größer zu sein, als jeglicher Reformwille. Alle Symptome und Zeichen der Krankheit werden ignoriert, zu Lasten der Schalker Fanszene, zu Lasten von uns allen.

Was der SC sich von einem „neuen SFCV“ für uns alle wünscht?

-    eine strickte und für jeden nachvollziehbare Trennung zwischen Fanabteilung/S04 und SFCV. Diese Trennung bezieht sich, unter anderem, auch auf agierende Personenkreise sowie den Einsatz der vorhandenen Medien (Internetauftritt, Vereinsmagazin etc.)
-    eine völlig Unabhängigkeit und Eigenständigkeit des SFCV, glasklare Positionierungen zu vereinspolitischen oder fanrelevanten Themen, eine geradlinige und authentische Fanvertretung, Aufbau einer eigenen Identität, eines eigenen Profils
-    Fanvertretung und Vereinspolitik verläuft von „unten nach oben“ und nicht umgekehrt.
-    der SFCV muss alle Schalker mitnehmen, allen Schalkern ein Heim bietet und daher erwatet der SC, dass alles nur erdenklich Mögliche unternommen wird, um eine weitere Zersplitterung der Fanszene nicht voranschreiten zu lassen.
-    der Implementierung einer Fanabteilung auf Schalke steht der SC grundsätzlich positiv gegenüber, ebenso begrüßt und unterstützt er das komplette Outsourcing aller (vor allem auch der Tickets!!!) Dienstleistungen vom SFCV zum S04 hin. Grundgedanke dieser Maßnahme war es bekanntlich, sich voll und ganz wieder den Fans und der Vereinspolitik widmen zu wollen. Man sollte diesen Worten nun endlich auch konsequent Taten folgen lassen.

Der Patient SFCV ist krank. Es bedarf nun schnellstens neuer Impulse und frischer Bluttransfusionen, es Bedarf klarer Therapien und Heilverfahren um ihn wieder gesund zu bekommen. In unser aller Sinne. Wir brauchen auf Schalke auch zukünftig Ansprechpartner, die auf entsprechender Plattform - im Sinne der Fans - die entscheidenden Themen, auch die unangenehmen, mit dem Mutterverein vernünftig und sachlich diskutieren. Man wird dabei nicht immer einer Meinung sein, aber das muss einer der zehn größten Fußballvereine der Welt, der sich seiner vielfältigen und kunterbunte Fanszene rühmt, aushalten können.

Der SFCV muss endlich auch mal wieder agieren, muss wieder „sexy“ und attraktiv werden – auch und gerade für unseren Nachwuchs, für unsere jüngeren Schalker. Tut sich – wie in den vergangenen Wochen – nichts, dann tritt auch der SC demnächst aus dem SFCV aus. Dann wird ein neues Zeitalter eingeläutet, eines, welches Peter Peters bei der letzten Mitgliederversammlung schon angekündigt hat: „Ein Verein – eine Mitgliedschaft“!

 Es liegt nun weniger an den Supporters, sondern vielmehr am SFCV selbst, ob es gemeinsam in eine gute – vielleicht sogar in eine bessere Zukunft geht, oder ob sich an dieser Stelle die Wege wieder trennen. Was Rudi sich an dieser Stelle gewünscht hätte wissen wir ja...

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